Der Eurovision Song Contest 2011 ist vorbei. Endlich. Ich war eine Woche als Reporter in Düsseldorf vor Ort und erlebte eine Anna Rossinelli die mich nicht mochte. Grund war ein Interview. Vor zwei Monaten war sie bei mir im Radiostudio und ich habe vor dem Gespräch gesagt, dass ihr Eurovision-Abenteuer nicht einfach wird. „Keiner gibt der Schweiz Punkte – uns mag man einfach nicht. Das hat nichts mit dir oder dem Song zu tun, nein es ist einfach politisch.“
Anschliessend haben wir ein entspanntes Interview geführt.
Dann kam der 9.5. – Anna hat gerade den Einzug in den Final vom Eurovision Song Contest geschafft. Hoppla! Meine These schien nicht mehr zu stimmen. Ich war erleichtert, begeistert. Natürlich lasse ich mich gerne auch vom Gegenteil überzeugen. Doch Anna war sauer. Sie liess ausrichten, dass sie mir kein Interview mehr geben wird. Dies, weil ich nicht an sie geglaubt habe. Sie hat das nun nicht mehr nötig.
Ich stand im Wald. So hatte ich das ja nie gesagt. Ich glaubte ganz sicher an Anna. Doch glaubte ich nicht an unsere Nachbarländer.
Nach einem längeren Hin und Her zwischen mir und dem Schweizer Fernsehen und einer kleinen Verfolgungsjagd durch Düsseldorf, bekam ich spätnachts doch noch ein Interview. Anna war ganz happy und schien mir verziehen zu haben. Dem einzigen Journalisten, der meinte „die Schweiz mag niemand“. Hey, ich bin seit 6 Jahren jeweils am Eurovison Song Contest vor Ort und habe Bobos und Lovebugs erlebt – und jedes Mal war der gleiche Jammer, dass wir es nicht ins Finale geschafft haben.
Dann kam der 14.5. Anna wurde Letzte im Eurovision Song Contest. Grund: Die Schweiz mag niemand. Keine Punkte aus Deutschland, keine aus Österreich, keine aus Frankreich, keine aus Italien. Anna war verständlicheweise am Boden zerstört und wollte wieder keine Interviews geben. Doch konnten wir sie gemeinsam trösten. Und ich meinte es auch ehrlich. Auch ich war sauer auf unsere Nachbarn, aber glücklich über die coolen 10 Punkte aus dem Musikland England. Sie ging nicht mit 0 Punkten heim. Nein, wir wurden von England geehrt. Das war toll.
Und dann gings los. Alle Medien erzählten genau das, was ich Anna vor dem Eurovision Song Contest gesagt habe, und weswegen sie mich – bis heute – nicht mag: „Die Schweiz mag niemand.“
Und es ist eine Tatsache. Und ich werde dies auch nächstes Jahr sagen. Uns gibt niemand Punkte. Jeder, der jetzt nochmals für die Schweiz antreten wird, sollte dies wissen. Spätestens im Finale. Alles andere ist Augenwischerei.