Ich hätte ruhiger sein sollen. Cooler. Aber es war eine Situation, die mir echt keine Freude machte. Eigentlich niemanden auf dieser Welt: Auf dem WC gestresst zu werden. „Pressieren“ auf dem Thron. Sollte man eh nicht. Ärzte raten zur Ruhe auf dem WC. Nichts mit Pressen und Pressieren. Darum hat man auch Türen fürs WC erfunden. Hier hat man Ruhe. Egal ob Zuhause im Büro oder Öfffentlich. Ich sitze und die Türe gibt mir das Recht dazu.
Nicht so, wenn man mal muss im Zug. In der S-Bahn. In der Zürcher S-Bahn.
Es war früher Morgen. Immer um diese Zeit in diesem Zug: Kontrolleure (oder wie nennt die SBB das nun? Kundenbegleiter?). Normalerweise warte ich die Kontrolle dann ab und gehe erst dann aufs WC, wenn ich denn muss. Diesmal aber war es anders. Die zwei Kontrolleure stiegen mit mir in den Zug und darin: Waren schon 4 Kontrolleure unterwegs. Zusammen mit zwei Securitrans-Mitarbeiter. Da dachte ich mir: Dieser Zug wurde eh schon kontrolliert, die werden doch jetzt nicht zu Acht durch den Zug marschieren?
Also ab aufs WC. Ich war keine 2 Minuten drin, das Geschäft schien langsam zu laufen (und ich wollte nicht pressieren, sollte man ja nicht), da hörte ich es schon an der Tür klopfen. Ich rief: „Moment!“, doch es klopfte nochmals. Diesmal energischer und ich hörte die Worte „Sofort usecho!“. Ich nochmals: „Moment bitte.“ Das Klopfen wurde noch heftiger. Ich beendete also das Geschäft und war sauer. Weil: So geht doch kein Kundenbegleiter mit Kunden um…?
Also beendete ich das Geschäft, öffnete die Tür und vor mir standen sechs Kontrolleure und zwei Securitrans-Mitarbeiter. Ein Bild für Götter. Wenn es eine Party gewesen wäre, wo ich der Stargast wäre, es wäre toll gewesen. Doch: Ich kam aus dem WC. Aus dem Zug-WC. Ein Ort, den man offiziell nicht gerne betritt, wenn man nicht wirklich muss.
Es gibt Szenen, wo man fluchen darf und man darf das einem nicht verübeln. Dies war eine Szene. Ich fluchte vor mich hin und meinte „Musste das so grob sein? Wie lange haben Sie eigentlich auf dem WC?“. Dies rief die beiden Securitrans-Männer auf den Plan „Isch öppis? Händ sie es Problem?“ „Nein“, rief ich. Und „Scho no blöd, dass ich es gültigs GA han.“
Die 8-er Mannschaft von SBB-Mitarbeitern erläuterten ihren Überfall aufs WC so: „Es hätte ja sein können, sie hätten ein medizinisches Problem.“ Darauf meinte ich: „Dafür gibt es einen Notfall-knopf im WC.“. Der Kontrolleur aber dazu: „Und wenn sie auf dem Boden gelegen hätten und den Knopf nicht hätten erreichen können? Dann wären wir hier gewesen! Und hätten sie gerettet!“
Oh toll. die 8er-Mannschaft hätte mich gerettet. Aber nicht vorher das Ticket zu kontrollieren. Und es hätte mich ja Wunder genommen, wie sie mein WC gestürmt hätten. Das WC liess sich nämlich mit einem Extraknopf extra verschliessen.
Ich weiss nicht, ob und wie die SBB ihr Personal schult. Aber, sie sollten es unterlassen Horden von Kontrolleure auf Menschen loszulassen. Ich wäre froh gewesen, man hätte sich freundlich, aber bestimmt entschuldigt. Weil: Ich hatte ein Ticket und ich hatte das Recht auf dem WC zu sein. Und: Man gibt jedem Mensch auf der Welt mindestens fünf Minuten um sein Geschäft zu erledigen. Mindestens.
Danke.
A propos: Die SBB verdient ja auch an den unerträglich aufdringlichen Spendensammlern an den Bahnhöfen. Für einen Tag Sammeln im HB Zürich zahlt die von den Hilfswerken beauftragte Spendensammelfirma Corris an die SBB 950 Franken (an kleineren Bahnhöfen ist es natürlich weniger)! Kein Wunder, lässt die SBB den Sammelnonsens bei sich zu.
Krasseste Medienbeiträge zu den Wohltätigkeits-Strassenräubern:
https://www.xn--untergrund-blttle-2qb.ch/gesellschaft/chuggers_spendensammlung_hilfswerke_corris_5205.html
https://www.zentralplus.ch/sein-einsamer-kampf-gegen-die-spendensammler-835399/
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